Rittershofener StammbaumRittershofen, die Wiege der Kochersperger Warum kamen die Guggisberg ins Elsaß? Daniel Guggisberg vermutet, dass Bendicht wegen der Teilnahme an der Bauernrevolte vom Mai 1653 verbannt wurde. Damals wurden hunderte Berner Bauernfamilien verbannt, viele davon sind ins Elsaß gegangen. Bendicht könnte aber auch aus wirtschaftlichen Gründen ins Elsass emigriert sein, vielleicht war er ein jüngerer Sohn, welcher den Bauernhof nicht übernehmen konnte oder ähnlich. Dass er ein Bauer war, ist erwiesen.
Welche Verhältnisse die Familie dort vorfand, lässt sich gut aus einem Kapitel des Buches „Die Schweizer Einwanderung in die Grafschaft Hanau-Lichtenberg“ von Walter Bodmer nachvollziehen: "Als endlich 1648 der Friede geschlossen wurde, war diese Provinz, die ehemals eine der fruchtbarsten Landschaften Europas war, nicht mehr als eine Wüste, deren Einwohner ausgesaugt und dünn gesät, nicht mehr die Kraft aufbrachten, der um sich greifenden Verbuschung ihres brach liegenden Landes und ihren in Flammen aufgehenden Strohhütten etwas entgegensetzen. Mehrfach litt besonders die Grafschaft Hanau-Lichtenberg unter dieser Geißel. Diejenigen, die den Plünderungen und der Gefahr des Todes durch die Soldateska entkommen waren, wurden dahingerafft von Hungersnöten und Krankheiten. Ganze Dörfer verschwanden, andere waren vollständig verwüstet, ihre Bewohner flüchteten in die Fremde oder brachten sich in den Wäldern der tiefen Vogesen in Sicherheit. In einem alphabetischen Verzeichnis hält Walter Bodmer die Namen der Schweizer Einwanderer fest. Hans Guggisberg ist bei ihm vermerkt, seine Eltern Bendicht und Catharina fehlen indes. Bodmer nennt die Heirat von Hans im Jahr 1664 als Nachweis der Einwanderung, da hier der Hinweis auf die Herkunft vermerkt ist: "... aus dem Berner Gebiet." Zum zweiten Mal wird Hans in diesem Jahr bei der Taufe von Christina genannt, einem Kind der Eheleute Hans und Otilia Götzmann. Unter den Taufzeugen befindet sich auch Christina Sommer. Vermutlich handelt es sich um die Ehefrau eines Bruders oder Onkels seiner Ehefrau Anna Sommer.
“Bendicht und Hans Guggisberg hatten in dem durch den 30 Jährigen Krieg verwüsteten Land sicher einen schweren Start, aber auch die Möglichkeit zu Wohlstand zu gelangen. Dass Ihnen dies gelungen ist, zeigen die Inventarlisten der Testamente von Hans Guggisberg und seiner Ehefrau Anna, geb. Sommer. Die Testamente wurden von Roselyn Raul, welche sehr weit zurückliegende Kochersperger Vorfahren hat und heute in einem Vorort von Strasbourg lebt, im November 2006 im Notariatsarchiv in Strasbourg gefunden. Das zweiundzwanzigseitige Testament des Hans hier in der Chronik einzufügen, würde den Rahmen sprengen und sich überdies nur langatmig und ermüdend auf den Leser auswirken. Interessierte finden die Kopie des Originals und die Transcription in der Bibliothek. Hans Guggisberg heiratete am 7. Juni 1664 in Rittershofen Anna Sommer, die Tochter des Lorenz Sommer. Der Eintrag im Heiratsregister ist bereits unter der Rubrik Familienursprung abgebildet. Hans und Anna hatten die gemeinsamen Kinder:
Aus dem Testament des Hans, welches er am 13. Januar 1721 dem Pfarrer Drurling diktierte, ist ersichtlich, dass der Familienunterhalt durch die Landwirtschaft gesichert war. Der Besitz, der an die Erben übergeben wird, war umfangreich, Hans und Anna können sicher als wohlhabend bezeichnet werden. Mit der Verteilung des Erbes durch Hans Guggisberg sind jedoch nicht alle Erben einverstanden . Sie rufen das Gericht an. Nachfolgend die entsprechende Textstelle bei der Testamentseröffnung: "Nachdeme vorstehender letzten willen denen samtlichen Erbs Interehsenten vorgelessen worden, haben Hannss Kochersperger seel: nachgelassene Sechs kinder und respective Endes darwider protestirt, und solches letstem willen keines weegs gelten lassen wollen, sondern beruffen sich auff richterlichen spruch." Hans Guggisberg starb als Hans Kochersperger am 17. Okt. 1727 in Rittershofen im für damalige Verhältnisse biblischen Alter von 84 Jahren, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung zu seiner Zeit bei rund 40 Jahren lag. Seine Ehefrau starb am 17. Febr. 1709 in Rittershofen. Frau Raul fand im Dez. 2006 im Notariatsarchiv von Straßburg auch von ihr ein Testament. Irritierend daran ist, dass sie nicht Anna Sommer, sondern Anna Burkkin genannt wird.
Die erste Seite des Testaments beweist klar, dass es sich um die Ehefrau von Hanns Kochersperger handelt. Die Testamentseröffnung am 23. April 1709 steht im Einklang mit dem Todestag am 17. Febr. 1709. Im nachfolgenden Text sind auch die gemeinsamen Kinder exakt bezeichnet, so dass kein Zweifel daran besteht, dass es sich um Anna Sommer handelt. Die nochmalige akribische Durchsicht des Kirchenregisters von Rittershofen durch Daniel Guggisberg, mit dem Ziel festzustellen, ob es sich um eine weitere Ehefrau des Hans handeln könnte, führte zu keinem Ergebnis. Dieses Rätsel bleibt vorerst und vielleicht für immer ungelöst.
Das vollständige Testament finden Sie in der Bibliothek. Die zweite Kochersperger-Generation in Rittershofen.Von den sechs weiblichen Nachkommen von Hans Kochersperger und Anna, geb. Sommer starben vier nach wenigen Tagen. Die am 9. Febr. 1673 als viertes Kind geborene Anna Maria starb einen Monat vor ihrem 20. Geburtstag im Jan. 1693. Ihre am 21. Sept. 1678 als sechstes Kind geborene Schwester Catharina wird vielleicht ca. ein Jahr alt. Johannes I Kochersperger Der Originaleintrag im Geburtsregister des Kirchenbuchs von Rittershofen lautet wie folgt:
Johannes I heiratete am 28. Nov. 1688 in Hatten, die in Hattenweil im Mai 1666 geborene Appolonia Heimlich. Das Paar hatte folgende Kinder:
Als ältester Sohn war Johannes I sicher ausersehen, den väterlichen Hof zu übernehmen, es galt ein Erbrecht wie in Bayern, das heißt, dass der älteste Sohn den Hof übernimmt, Brüder und Schwestern können als Knecht oder Magd beschäftigt werden. Doch das Schicksal wollte es anders, Johannes starb am 18. Aug. 1706 durch einen tödlichen Sturz von seinem Pferd. Er wurde nur 40 Jahre alt.
Der vielleicht erste Rechtschreibfehler des Familiennamens: Der Name ist im Kirchenbuch mit „b“ geschrieben. Die Ehefrau des Johannes I, Appolonia, geb. Heimlich, stirbt im Alter von 85 Jahren in Rittershofen. Aus dem Testament seines Vaters, Hans Guggisberg, ist erkennbar, dass Johannes I vermutlich Haus und Hof in der „Untersten Hoffreith“ bewohnte. Sein ältester Sohn Johann Adam II hatte dort mit Einwilligung seines Großvaters Hans eine neue Scheune und einen Stall an das Haus angebaut. Sicher wäre Johannes I der Haupterbe geworden und seine Kinder hätten damit den größten Anteil am Erbe des Hans und der Anna erhalten. So bekommen sie dieses Anwesen, sowie einen Garten, der neben dem Grundstück von Adam Arbogast liegt, oben an die Bischgass und unten an den Besitz von Jakob Wahlen grenzt. Auch bei einem Feldacker werden sie berücksichtigt. Johann Adam I Kochersperger Beide haben die gemeinsamen Kinder:
Die ersten weiblichen Nachkommen haben Rittershofen verlassen, erkennbar an den Sterbeorten. Niederbetschdorf, Preuschdorf und Lampertsloch liegen allesamt im Kreis Weissenburg, Elsass. Durch den frühen Unfalltod seines Bruders wird Johann Adam I der Haupterbe der Familie. Er erhält einen alten Hof mit Scheune und Garten in Rittershofen an der „Gross Gass“ gelegen.
Die dritte Kochersperger-Generation in Rittershofen.Johann Adam II Kochersperger wird am 5. Sept. 1689 in Rittershofen als erstes Kind von Johannes I und Appolnia, geb. Heimlich geboren. Er heiratet am 26. Sept. 1715 in Rittershofen die 1692 in Rittershofen geborene Anna Katharina Wahl. Johann Adam II und Anna haben die folgenden Kinder:
Johann Adam II wird im Testament von Hanns Kochersperger [Guggisberg] erwähnt. Danach bewohnt er bei der Abfassung des Testaments Haus und Hof „unterste Hoffreith.“ Mit der Einwilligung seines Großvaters hat er dort eine Scheune und einen Stall angebaut [s.o. Ausführungen zu seinem Vater Johannes I]. Gemäß des Vergleiches in der Testamentsache muss Johann Adam II sich Haus und Hof „unterste Hoffreith“ mit seinen Schwestern teilen, von denen zwei in Rittershofen verheiratet sind. Aufgrund des großen Besitzes, den sein Großvater erwirtschaftet hat, ist seine Existenz durch eine eigene Landwirtschaft gesichert. Johann Adam II stirbt am 27. Dez. 1760 in Rittershofen im Alter von 71 Jahren. Seine Ehefrau Maria Catharina, geb. Wahl überlebt ihn fast um zehn Jahre und stirbt ca. 78Jährig am 25. März 1770 ebenfalls in Rittershofen. Johann Georg I Kochersperger Johann Georg I erlernt das Schneiderhandwerk und heiratet am 21. Jan 1719 in Rittershofen die am 30. Sept. 1698 in Rittershofen geborene Maria Catharina Knab. Das Paar hat zwei Kinder:
Johann Georg I stirbt bereits im Alter von 28 Jahren am 14. Juli 1722. Da männliche Nachkommen fehlen, ist diese Linie bereits früh erloschen. Interessant aber ist, dass sich die Witwe Maria Catharina (Knab) Kochersperger wieder verheiratet und mit keinem anderen als einem Kochersperger. Es ist Johann Adam III, der Cousin 1. Grades von Johann Georg I und Sohn des Bruders ihres Schwiegervaters. Anna Catharina Kochersperger Anna Catharina Götzmann, geb. Kochersperger stirbt 77 Jährig am12. Mai 1774 in Rittershofen. Anna Barbara Kochersperger Fortsetzung folgt! |