Kochersperger Genealogie Projekt

PDF Drucken E-Mail

Kleine Wappenkunde der Familie

Es wird oft gefragt, wie denn "unser" Familienwappen aussehe, von der Annahme ausgehend, dass die Familie selbstverständlich ein solches führte. Ein Anrecht auf ein Wappen besaß die Familie Guggisberg und auch der Zweig der Kochersperger eigentlich nicht.

Wappen waren ursprünglich im Mittelalter den Rittern vorbehalten. Sie waren eine Art Erkennungszeichen, aufgemalt auf Rüstungsschildern oder verwendet als Wimpel. Damals gab es noch keine einheitlichen Uniformen, durch welche Freund oder Feind unterschieden werden konnten. Sogar das eigentliche Wort “Wappen” kann  im Wortstamm direkt vom Wort “Waffen” abgeleitet werden.  Mit dem Untergang der glorreichen Ritterzeit im 14. Jahrhundert und dem Beginn der Herrschaft der Städte begannen einzelne wohlhabende Familien und Handwerker sich Wappen als Standes- oder Berufssymbole zuzulegen.
Im 18. Jahrhundert breitete sich dieser Brauch auch auf die bäuerliche Bevölkerung aus, indem jungen Brautpaaren Schliffscheiben zur Hochzeit geschenkt wurden. Diese oft kunstvoll gefertigten Scheiben trugen entweder ein vom Familiennamen oder auch vom Beruf oder Gewerbe abgeleitetes Motiv. Es kam auch vor, dass Phantasiemotive geschaffen wurden.

Das älteste bekannte Wappenmotiv der Familie stammt vom wohlhabenden Ratsherren- und Magistratenzweig der Guggisberg, der sich, von Zimmerwald herkommend, Ende des 15. Jahrhunderts in der Stadt Bern niederließ und das dortige Bürgerrecht erwarb.
Ulrich GUGGISBERG, Stiftsschaffner zu Zofingen und Ratsherr der Stadt Bern, erhielt vom Schultheißen als städtischer Beamter ein Siegel zugesprochen. Dessen Sohn, Hans, ebenfalls Ratsherr, führte das Siegel weiter. Nach dem Ableben des letzteren im April 1560 wurde das Siegel vom amtierenden Schultheißen wieder eingezogen.
Das Motiv, ein Bär,wurde vermutlich von jenem der Stadt Bern abgeleitet. Mit dem Erlöschen der städtischen Linie der Familie geriet dieses Wappen in Vergessenheit. Eine Originalbeschreibung in französischer Sprache befindet sich in S.R. Walthards Genealogien, Band 25, Seite 201 , sowie Band 49, Seite 229, – um ca.1820, in der Bürgerbibliothek Bern.

3 Felder, horizontal, rot-silber-rot. Im
silbernen Feld nach links ausgerichteter,
oberer Torso eines geduckten schwarzen
Bären, die rechte Tatze drohend erhoben, die
linke ins untere Feld überragend.

Die Motive der von den heutigen Familien Guggisberg verwendeten Wappen stammen ausschließlich aus dem 18. Jahrhundert. Die bäuerliche Schliffscheibenkunst war zu jener Zeit auf einem Höhepunkt, und es sind uns immerhin sechs verschiedene Versionen überliefert. Auf die Zimmerwaldner-Zweige entfallen gleich vier der Motive; die übrigen zwei werden dem Englisberg / Obermuhlern- und dem Könizer-Zweig zugeschrieben.

Einzig für den Belper-Zweig  konnte bis heute leider kein historisch belegtes Motiv gefunden werden, obwohl die Belper irrtümlicherweise eines der den Zimmerwaldnern zugeschriebenen Wappen als das ihrige beanspruchen. Der ursprüngliche Wappenbesitzer, Christian Guggisberg, Wirt im Gasthaus zu den drei Königen in Bern, wurde im Belper Weiler Hofmatt geboren, entstammte jedoch einem der Zimmerwaldner-Zweige der Familie. Den früheren Wappenhistorikern war dieses Detail unbekannt, so dass der Irrtum aufkommen konnte. Da die Hofmatt-Linie schon vor langer Zeit ausgestorben ist, beanstandet heute niemand diesen Irrtum.
Die Hoffnung, doch noch ein authentisches Wappen zu finden, besteht immer noch. Die dem Belper-Zweig entsprossenen Notare Daniel (1681-1747), Albertus Carolus (1720-?) und Abraham Rodolph (1731-1773), Vater und Söhne, haben mit großer Wahrscheinlichkeit eine Vielzahl beurkundeter Dokumente hinterlassen, auf welchen sich Siegelabdrucke befinden könnten. Es bedarf jedoch einer aufwendigen und zeitraubenden  Suche in den Akten des Berner Staatsarchivs oder des Gemeindearchivs von Belp, dies herauszufinden.
 

Beschreibung der existierenden "Guggisberg"- Motive


Zimmerwald, Fallenbach-Zweig, 1758 und 1780

Beschreibung:

Auf silbernem Feld, über grünem Dreiberg, 1 Pflugschare begleitet rechts und links oben von je 1 roten Blüte, rechts und links unten von je 1 goldenen Stern.

“Daniel Guggisperg, Chorrichter und Kilchmeier zu Fallenbach, Madlena Guggisperg seyn egm., der Herr erhalte Seel und Leib Seyn Hirtenstab mein Leiter bleib

Zugeschrieben:
Daniel, 1726-1790 original bemalte Glasscheibe im Privatbesitz der Familie Christian Guggisberg-Bärtschi, im Wald, Zimmerwald BE.


Zimmerwald, Dorfburger-Zweig, 1778

Beschreibung:
Auf blauem Feld 3 Pflugscharen (2-1). “Daniel Guggisperg Waldaman von Zimerwald und Madlena Zender sein Ehgemahl, 1778”

Zugeschrieben:
Daniel Guggisberg, 1735-1803, Original-Schliffscheibe ursprünglich in der Sammlung Dr. A. Staehelin-Paravicini, Basel.

Wurde während der 1930er Jahre in Genf versteigert. Heute ist sie im Privatbesitz von
Daniel A. Guggisberg, Redondo Beach, California, USA.
 

Beschreibung:

Auf hellblauem Feld 3 Pflugscharen (1-2), begleitet von 2 goldenen Sternen.

Daniel Gugispärg zu Falenbach und Madlena Gugispärg, S. E. 1780”

Zugeschrieben: Daniel, Guggisberg, 1726-1790

Original-Schliffscheibe im Historischen Museum, Bern, Inventar Nr. 5065


Zimmerwald, Hofmatt-Zweig bei Belp, 1788

Beschreibung:

Auf silbernem Feld, über grünem Dreiberg, 1 Lilie begleitet von 2 goldenen Sternen.
“Christian Gugisberg und Barbara Schallenberger, dismal Gastgäb bej den drey Künigen in Bern, 1788”

Zugeschrieben:
Christian, 1747-1819

Original-Schliffscheibe im Historischen Museum, Bern, Inventar Nr. 1164.

Dieses Motiv wird oft der Familie Guggisberg von Belp zugeschrieben, da sich die Hofmatt im Gemeindebann von Belp befindet. Die Vorfahren des ursprünglichen Besitzers stammten jedoch eindeutig aus dem näher gelegenen Dorfzentrum von Zimmerwald.

Keine Illustration vorhanden.


IdentischesMotiv aus der gleichen Werkstatt wie die Wappen von Englisberg und Obermuhlern
 

Köniz, Oberulmiz-Zweig, 1799

Beschreibung:

Auf silbernem Feld, über grünem Dreiberg, schwarzer diagonaler Balken (links oben nach rechts unten), im selben in regelmäßigen Abständen 3 silberne Medaillons, begleitet rechts oben von goldenem Stern.Christen Gugisberg von Ober Olmitz und Barbara Strit se. Eh. 1799”
Zugeschrieben:
Christian Guggisberg, 1761-1830, Original-Schliffscheibe (erblindet), geschaffen vom selben Künstler wie  Englisberg-Obermuhlern,

Englisberg und Obermuhlern, Oberherren-Zweig, 1799

Beschreibung:

Auf silbernem Feld über grünem Dreiberg, schwarzer diagonaler Balken (links oben nach rechts unten), im selben in regelmässigen Abständen 3 silberne Medaillons, begleitet rechts oben von goldenem Stern.

“Christen Gugisperg im underen bach und ana Kräbs sein Ehgem. 1799”

Zugeschrieben:
Christian, 1778-1809
Original-Schliffscheibe (erblindet), im Privatbesitz von Daniel A. Guggisberg, Redondo Beach, California, USA


Unbekannte Herkunft, ca. 1810, aus dem Wappenskizzenbuch von Bendicht Rufer

Beschreibung:

Auf silbernem Feld, über grünem Dreiberg, Kuckuck, begleitet von einem goldenen Stern Skiziertes Allianzwappen Tschannen-Guggisberg, diese Ehe kam vermutlich nicht zustande.

Wappenskizzenbuch von Bendicht Rufer, Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h XV. 61, f. 126

Die Beschreibung assoziiert die Ableitung des Familiennamens und damit auch des Ortsnamens vom Kuckuck. Der Geschichtsforscher Friedli vertrat diese These.

Text, Beschreibungen und Fotos von Daniel Guggisberg, Zusammenstellung von Klaus Kochensperger